Dieses Gericht ist geprägt durch meinen Besuch des Nose to Tail Workshops. Dort präsentierte uns Lucki Maurer eben dieses Gericht und ich war schwer begeistert. Sowohl optisch als auch geschmacklich machte das in meinen Augen (und Mund) einiges her. Grund genug das ganze einmal nachzukochen. Im Verlaufe des Abends hab ich Lucki dann noch gefragt, wie er denn den Fenchel Salat angemacht hat. Er lies mich freundlicherweise nicht hängen – wie ein Magier, der seine Zaubertricks nicht verrät – und gab mir bereitwillig Auskunft. Auch die Herstellung der Kohle Krümel wurde an unserem Tisch erfragt und erläutert. Als dann Uwe noch so von seiner Miso Mayonaise geschwärmt hat, stand Gericht für mich fest. Ich habe es dann vorletztes Wochenende meinen Gästen bei meinem Supper Club serviert und auch hier war das Feedback durchaus positiv.
24 Stunden Sous Vide? Bist du bescheuert?
Ja und nein ;). Zugegeben: mit den 24 Stunden in der Lake und den 24 Stunden im Sous Vide Becken sprechen wir hier von einer Zubereitungszeit von zwei kompletten Tagen. Der Arbeitsaufwand liegt allerdings bei nur wenigen Minuten. 99% der Zeit verbringt man rein mit warte, aber dieses Warten lohnt sich! Wirklich!
Auch die Kosten halten sich stark in Grenzen. Laut meiner Recherche liegt der stündliche Verbrauch meines Sous Vide Gerätes bei ca. 5 Cent. Für die gesamte Zeit liegen wir also bei ca. 1,20€. Das hängt aber auch ein bisschen damit zusammen in welchem Behälter ihr das Gerät betreibt und wie gut es versiegelt ist. Je besser der Behälter die Wärme halten kann, desto weniger muss das Gerät „nachheizen“. Ich empfehle zwei Plastikboxen ineinander zu stapeln. Die dazwischen liegende Luft dient als sehr guter Wärmespeicher. Meinen Deckel habe ich passend für den Sous Vide Stab ausgesägt. Verbleibende Freiräume decke ich mit etwas Alu-Folie ab, sodass das Becken komplett abgedichtet ist und kein Wasser verdunsten kann. So hat man dann nämlich auch nicht das Problem, dass man nach einiger Zeit Wasser nachfüllen muss.
Aber kommen wir zurück zum Geschmack: Der Schweinebauch kommt nach 24 Stunden butterzart aus dem Beutel. Zum guten Schluss wird er im Ofen bei Oberhitze nur noch mal kurz aufgeknuspert. Anders als zB bei einem Filet ist der Knackpunkt beim Schweinebauch das massig vorhandene Kollageneiweiß im Bindegewebe. Im rohen oder kurzgebratenen Zustand wäre das Fleisch sehr zäh, doch durch die lange Garzeit bei konstanten 65° wird das Kollagen zu Gelantine umgewandelt und das Fleisch somit wunderbar zart und der Geschmack herrlich intensiv.
Wer möchte kann den Schweinebauch bevor er unter den Grill geht noch mit einer Sauce lackieren. Ich habe diesmal jedoch darauf verzichtet, da ich sie später noch hinüber gebe.
Mehr Schweinebauch! (für später)
Damit sich der ganze Aufwand noch mehr lohnt habe ich zusätzlich zu dem Kilo, dass ich für den Abend brauchte, noch drei weitere Portionen Schweinebauch á 300g eingetütet und mitgegart. Nach den 24 Stunden im Sous Vide Becken legt ihr das Fleisch in Eiswasser, um den Garvorgang zu stoppen. Entweder kann man die Portion nun in den Kühlschrank legen für die nächsten Tage oder aber die Tüte wandert in den Gefrierer. Wann immer ihr den Bauch nun braucht, regeneriert ihr ihn für 30 Minuten sous vide und verwendet ihn dann wie gewünscht weiter. Wenn die Portion aus dem Gefrierer entnommen wird, sollte sie zuvor über Nacht im Kühlschrank aufgetaut werden.
Rezept & Zutaten (für 8-10 kleine Portionen)
- 1kg Schweinebauch
- 1 EL Fenchelsamen
- 2 EL Kümmel
- 1 EL Koriandersamen
- 1 L Wasser
- 35g Salz
- 55g Zucker
- 3 mittelgroße Fenchelknollen
- 1 reife Ananas
- weißer Balsamico Essig
- Zitronensaft
- Chiliflocken
- 1 TL Honig
- 5 Walnüsse
- 2 EL Röstzwiebeln
- 3 EL Cornflakes
- 1/3 TL Aktivkohle (gibt es in der Apotheke)
- 2 EL Mayonnaise
- 1 TL Miso Paste
Zubereitung
#1: Wasser mit dem Salz und Zucker verrühren bis sich beides aufgelöst hat. Je 1 EL Fenchelsamen, Koriandersamen und Kümmel kurz anmörsern und hinzu geben. Den Schweinebauch in die Lake einlegen und für 24 Stunden in den Kühlschrank stellen.
#2: Schweinebauch entnehmen, ordentlich trocken tupfen und vakuumieren. Für 24 Stunden bei 65° im Sous Vide Becken garen.
#3: Mayonnaise und Misopaste verrühren. Je nach Geschmack mit noch mehr Misopaste abschmecken. Die Miso-Mayo in eine Spritzflasche füllen und kalt stellen.
#4: Walnüsse, Röstzwiebeln, Cornflakes und Aktivkohle im Zerkleinerer nicht zu fein mixen. Es sollen durchaus noch Stückchen vorhanden sein allerdings sollte durch die Kohle alles schwarz eingefärbt werden.
#5: Fenchel inklusive Fenchelgrün sehr dünn schneiden. Ausreichend Salz und Zucker hinzugeben und für rund eine Stunde marinieren lassen. Im Anschluss ausgetretenes Wasser abkippen. Ananas in kleine Würfel schneiden und zum Fenchel geben. Den Salat mit Balsamico Essig, Chiliflocken und Zitronensaft abschmecken.
#6: Nach 24 Stunden den Schweinebauch entnehmen. Die Schwarte abschneiden und ggf ein andermal weiterverwenden. Den Schweinebauch für ca. 5-10 Minuten zum Aufknuspern mit der Fettseite nach oben unter den Grill legen (Oberhitze, 250°). Danach kurz ruhen lassen und in Würfel schneiden. Parallel die Flüssigkeit aus dem Vakuum-Beutel aufkochen. 1 EL Kümmel grob mörsern und zusammen mit dem Honig dazu geben. Auf eine dickflüssige Konsistenz einkochen. Ggf salzen, durch ein feines Sieb passieren und warm halten.
#7: Den Schweinbauch auf dem Salat anrichten und einen Teelöffel Sauce über das Fleisch geben. Drum herum die Kohlekrümel und ein paar Spritzer Miso-Mayo verteilen.
Au ja, au ja! Bitte eine Portion direkt hier her, Jens! Ich weiß ja schon, wie himmlisch der 24-Stunden-Bauch schmeckt, nur haben wir einfach viel zu selten so viele Gäste, dass es sich wirklich lohnt so einen Oschi im Wasserbad zu versenken. Also eigentlich wirklich perfekt für einen Supperclub… mal sehen, mal sehen 😉 Und hej: Das wär ja auch genial für den Urlaub mit 10 Mann im Ferienhaus, oder?
Deine Würzung finde ich übrigens klasse. Danke für’s Rezept und den Anstoß endlich mal wieder den Anova auszupacken! Es ist echt fast schon ein wenig peinlich, dass der hier im Sommer noch gar nicht zum Einsatz kam…
Liebe Grüße,
Ylva
Hi Ylva,
ich hab meinen Anova wirklich regelmäßig im Einsatz. Bin einfach von der Technik sehr begeistert.
Damit es sich so richtig lohnt beachte meinen Tipp und hau direkt mehrere Portionen Schweinebauch ins Becken. Den kannst du später super gut wieder regenerieren. Ich habe da auch glaube ich noch ein Anschlussrezeot wo der Bauch aus dem Gefrierer zum Einsatz kommt 😉
Ja, das ist perfekt mit den zusätzlichen Portionen im TK! Das merke ich mir auf jeden Fall. Nur muss man erst einmal anfangen, gell? 😉
Ich merke im Sommer immer wieder, dass mich die spontane Küche am meisten reizt, wenn es draußen so heiß ist und ich absolut Null Bock auf Vorausplanung habe. Aber bald ist ja Herbst, da geht’s auf jeden Fall wieder los. Sous-vide ist einfach zu toll! Entenbrust ist auch schon besorgt; die darf als erstes plantschen gehen.
Sieht super lecker aus. Ich denke es schmeckt auch so. In den nächsten Tagebn wird das nachgekocht. LG falkkochblog
Hi Hartmut,
bin gespannt wie dir das Gericht gefällt. Viel Spaß beim nachkochen 😉
Was spricht dagegen, #1 und #2 zusammenzulegen, also das Fleisch mit der Lake (weniger Wasser natürlich) in einen Beutel geben und im Wasserbad erwärmen?
Hi Wolfgang,
zum einen soll man dem Fleisch ja die Möglichkeit geben das Salz und die Gewürze aus der Lake aufzunehmen. Das geht im kalten Zustand soweit ich weiß besser.
Hinzu kommt, dass ich mit meinem Vakuumierer keine Flüssigkeiten vakuumieren kann.
An sich spricht generell aber nichts dagegen. Müsste man einfach mal ausprobieren. Viel daneben gehen kann da meiner Meinung nach nicht.
Coole Idee mit dem Schweinebauch. Ein paar Gedanken dazu:
beim Marinieren bietet sich noch eine Pökelspritze an, z.B. so eine
https://hobbymetzger-shop.de/epages/cf57758b-e9eb-468e-8648-5d7f7be41943.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/cf57758b-e9eb-468e-8648-5d7f7be41943/Products/SP102
Alternativ würde ich das Fleisch mit einem Jaccard bearbeiten. Ein paar Frische Lorbeerblätter in der Lacke wären auch super 🙂
Die Schweineschwarte würde ich vorher noch hübsch einritzen.
Zum Kommentar oben:
Beim Vakuumieren von Flüssigkeiten gibt es noch einen Trick (wenn man kein teures Vakuumiergerät hat, der das kann), die Flüssigkeit kann man vorher einfrieren vacuumieren 😉