Eins stand vor unserer Reise nach Chiang Mai relativ schnell fest: Wir wollten unbedingt eine Kochschule besuchen und authentisches Thai Food kochen lernen. Zwar sind uns einige Gerichte und ihre Zubereitung bereits bekannt, dennoch unterscheidet sich unsere Art der Zubereitung dann doch noch einmal der der Thais in einigen Details. Nach unserer Thailand Reise vor fünf Jahren hatten wir es bereut keinen Kochkurs belegt zu haben, wo das Kochen und Genießen doch so einen hohen Stellenwert bei uns hat. Bereits im Vorfeld haben wir uns also schon einmal online erkundigt und einen kompletten Tag in der Thai Secret Cooking School gebucht.
Zutaten auf dem Markt kaufen
Um 8:30 Uhr werden wir am Hotel abgeholt und zu einem Markt außerhalb der Stadt gefahren. Hier wartet May bereits auf uns. Sie betreibt mit ihrem Mann Jason die Kochschule und wird an diesem Tag unsere Lehrmeisterin sein. Wir erfahren, dass wir die Einzigen sind, die sich für heute angemeldet haben und freuen uns über den privaten Kurs, der uns bevor steht.
Mit May streifen wir über den Markt. Hier gibt es alles was man sich nur wünschen kann. Am Anfang halten wir an einem Reis-Stand und May erklärt uns ein wenig die Unterschiede der verschiedenen Reis Sorten, woran man das Alter des Reis erkennt und welcher Reis für welches Gericht verwendet wird. Wir laufen vorbei an einigen Gemüse Ständen und halten bei einem weiteren Stand, wo wir Nudeln und frisch hergestellten Tofu in den Einkaufskorb laden.
Von dieser Position können wir dann auch schon auf den hinteren Teil der Markthalle blicken. Das deutsche Hygieneamt würde hier wahrscheinlich umgehend eskalieren, die Markthalle schließen und die halbe Stadt evakuieren. Rohes Fleisch und Fisch liegen hier bei rund 30° einfach so und ungekühlt auf den Verkaufstischen. Dicht darüber wedeln kleine Ventilatoren an deren Enden Plastiktüten befestigt sind, um die Fliegen fern zu halten. Letztendlich spricht das aber alles nur für die Frische der Produkte. Während in Deutschland Kühlketten eingehalten werden müssen und zwischen Schlachtung bzw Fang und Verkauf mehrere Tage oder Wochen vergehen, sind es in Thailand vermutlich nur wenige Stunden.
Wer vom ganzen Zutaten kaufen dann Hunger bekommen hat, kann an einem der vielen Garküchen beherzt zuschlagen. Hier gibt es alles was das Herz begehrt. May will uns etwas Gutes tun und kauft kleine Pancakes, die mit süßer Kokosmilch Creme gefüllt sind. Leider waren die Teile aber so gar nicht unser Ding. Zehn Zuckerwürfel auf einmal zu lutschen wäre weniger süß gewesen. Naja, so sind die Thais eben. Die mögen ihre Desserts eben ziemlich(!) süß. Wir machen uns auf den Weg in die Kochschule. Auf der Ladefläche unseres überdachten Pickups sitzend, erfahren wir mehr von und über May, über Chiang Mai und die Polizei (auf dem Weg wurden wir an einer nicht-offiziellen Straßensperre angehalten). Sehr interessante Einblicke. Generell haben wir uns an diesem Tag nicht nur übers Kochen sondern auch generell sehr gut unterhalten.
Thai Secret Cooking School
Nach ca. 20 Minuten erreichen wir die Kochschule. Hier treffen wir auch auf Jason. Er ist Amerikaner und lebt bereits seit einigen Jahren mit seiner Frau May in Thailand. Die Beiden sind einfach super nett und haben uns den Tag mehr als nur versüßt. Die Kochschule befindet sich im offenen Untergeschoß ihres Hauses und man fühlt sich umgehend so als würde man von Freunden nach Hause eingeladen worden sein. Beste Voraussetzungen also. Wir haben uns sehr wohl und willkommen gefühlt.
Am angrenzenden Garten gehen wir nun erst einmal Kräuter und ein wenig Gemüse für unser späteres Essen sammeln. Der ganze Hof liegt und ruhig und etwas abgelegen von der Stadt. Hier lässt es sich sicher gut leben. Von einem kleinen Reisfeld über Mango und Litschi Bäume bis hin zu verschiedenem Gemüse und Kräutern gibt es hier alles was man sich wünschen kann.
Der Kochkurs beginnt
Schon vor dem Einkauf auf dem Markt haben wir mit May ausgemacht, was wir alles kochen möchten. Für die nächsten Stunden stand nun also erst die Zubereitung und dann natürlich auch zwangsläufig der Verzehr der Speisen an. Falls ihr den Kurs bucht, möchte ich euch raten, das Frühstück an diesem Tag sausen zu lassen. Ihr werdet auf jeden Fall mehr Essen, als euch lieb ist.
Als ersten Gang entschieden wir uns für ein paar Klassiker der thailändischen Küche. Frühlingsrollen, Papaya Salat und Pad Thai. Während Daniela sich um die Frühlingsrollen kümmert, bin ich für Papaya Salat und Pad Thai eingeteilt. May erklärt uns alles und unterstützt hier und da mit guten Tipps. Beim Kochen muss man allerdings selber ran, was uns sehr gefallen hat.
Nachdem wir die ersten drei Gerichte zubereitet und mit Hochgenuss verschlungen haben, geht es direkt weiter. Grünes Curry und Kokosmilch Suppe (Tom Kha Gai). Für das Curry machen wir die Paste, die als Basis dient, natürlich selber. Chili, Ingwer, Zitronengras und ein Haufen anderer Gewürze landen im Mörser und müssen so lange zerstoßen werden, bis eine sämige Paste entsteht. Bei über 30° im Schatten eine durchaus schweißtreibende Angelegenheit.
Für die Tom Kha Gai wurde frische Kokosmilch aufgekocht und mit Galgant, Zitronengras, Chili und Kaffir Limettenblättern aromatisiert. Danach kommen nacheinander Hühnchen und Austernpilze hinzu. Am Schluss wird die Suppe mit Fischsauce, Zucker und Limettensaft abgeschmeckt und war einfach himmlisch gut. So kriegt man sie in Deutschland selbst bei den besseren Thai Restaurants nicht zu essen.
Mango Sticky Rice mit frischer Kokosmilch
Obwohl wir vor den thailändischen Desserts einen gewissen Respekt haben, haben wir uns für Mango Sticky Rice entschieden. Also süßen Klebreis mit frischer Mango. Hierfür mussten wir allerdings erst einmal schuften. Da ich schon das Stampfen der Chili Paste übernommen habe, habe ich nun meine Frau ins Feld geschickt. Daniela hat unter vollem Körpereinsatz das Fruchtfleisch einer frischen Kokosnuss geraspelt. Hierfür diente ein kleiner Schemel, an dem vorne eine kreisförmige Raspel befestigt ist.
Das geraspelte Fruchtfleisch wurde dann mit warmen Wasser bedeckt und kurz eingeweicht. Danach presst man alles über einem feinen Sieb aus und erhält frische Kokosmilch, die im übrigen, sowohl in Konsistenz als auch Geschmack, mit der im Geschäft gekauften, nicht zu vergleichen ist.
Der zuvor gedämpfte Klebreis wird dann noch einmal in der Kokosmilch mit ordentlich Zucker aufgekocht und dann zum Durchziehen beiseite gestellt. Ein kleiner Teil der Kokosmilch wird noch mit etwas Stärke zu Kokoscreme eingeköchelt und am Ende über den Reis gegeben. May hat zusätzlich noch Pea Blüten aus ihrem Garten in Wasser eingeweicht, die ihre blaue Farbe abgegeben haben. Damit haben wir den Reis noch blau gefärbt und mit frischer Mango serviert. Auch die Mango ist mit dem was man in Deutschland als Mango kaufen kann nicht zu vergleichen. Sie schmeckt einfach viel intensiver und fruchtiger. Alles in Allem werden wir wahrscheinlich nicht die allergrößten Fans von diesem süßen Klebreis werden, zusammen mit der frischen Mango wars aber durchaus lecker und ein gelungener Abschluss eines tollen Tages.
Ein schöner Tag geht zu Ende
Am Ende des Kurses bekommen wir noch ein Teilnahme Zertifikat und ein kleines Kochbuch mit allen Rezepten des Kurses. Während May mit uns gekocht hat, hat Jason auch einige Bilder von uns geknipst. Einige davon sind mit im Kochbuch abgedruckt. Eine schöne Erinnerung.
Am späten Nachmittag verlassen wir die kleine Farm von Jason und May und blicken während der Fahrt auf einen wunderbaren Tag zurück. Zwar kamen wir bereits mit einigen Vorkenntnissen über die thailändische Küche zum Kurs, haben aber dennoch einiges Neues lernen können. May und Jason haben dazu beigetragen, dass wir einen weiteren wunderbaren Tag während unseres Chiang Mai Aufenthalts hatten.
Credits: Fast alle Bilder auf denen wir zu sehen sind hat Jason gemacht. Thank you for the pictures and a fantastic day at your farm, May and Jason!